Paul Fleming

Neue-Jahrs-Ode m. dc. xxxiij (Paul Fleming)

m. dc. xxxiij.

Darinnen über zwey-mählige Verwüstung deß

Landes /

denn auch über Königl. Majest. aus Schweden

Todes-fall geklaget / und der endliche

Friede erseufftzet wird.

       

    O Du zweymahl wüstes Land /

von der Feinde bösen Hand /

Ach du liebes Meissen du /

wie bistu gerichtet zu.

    Deine Felder liegen bloß /

deine Flüsse werden groß /

groß von Thränen / die man geust /

und als Ströme fliessen heist.

    Deine Dörffer sind verbrannt /

deine Mauren ümmgerant /

deine Bürger sind verzagt /

deine Bauren außgejagt.

    Aller Vorraht ist verzehrt /

alle Kammern außgelehrt /

alle Kasten sind besucht /

unsre Schätze hat die Flucht.

    Du vor aller Güter reich /

bist itzt einer Wittben gleich /

Wir die Wäysen sind erschreckt /

und mit Kummer gantz bedeckt.

    Unser Heyland / unser Held /

dem wir alles heimgestellt /

der uns zweymahl frey gemacht /

den reibt auff die wilde Schlacht.

    Der erzürnte Himmel dreut /

wegen unsrer Sicherheit /

daß er uns gantz stürtzen will /

weil uns unser Helffer fiel.

    Zwar wie zornig Gott auch war /

doch bedacht' er die Gefahr /

unsre Noth erhielte dieß /

daß er uns noch siegen ließ.

    Aber / ach der theuren Lust /

die uns unsern Schatz gekost /

unsern Nützen und Gewinn /

reisset eine Kugel hinn.

    Unser Feind ist froh und lacht /

daß er uns hat Schaden bracht.

Zweymahl mehr wächst ihm der Muht

durch deß Edlen Helden Bluht.

    Gläublich ists / und fast schon war /

daß er seiner Räuber Schaar /

wie er immer kan und weiß /

über uns wird geben preyß.

    Großes Kind Emanuel /

wende du diß Ungefäll /

komm doch du den Schaden für /

der schon wartet vor der Thür.

    ümm ein lachen ists geschehn /

ümm ein liebes freundlich sehn /

daß dein Vater sich bedenckt /

und uns unsre Straffen schenckt.

    Lencke du der Feinde Muht /

daß sie uns eins werden gut.

Wo sie dieses wollen nicht /

So nim uns in deine Pflicht.

    Zeuch vor unsern Rittern aus /

und beschütz deß Sachsens Hauß /

der für deinen Ruhm und sich /

alles waget williglich.

    Kan es seyn / so gib uns Rast /

der du alles kanst und hast.

Frieden-Fürst bist du genant /

bring du uns in Frieden-stand.

    Und ihr Feinde gebt es zu /

setzet euch mit uns in Ruh /

daß wir bey der letzten Zeit

stehn in sichrer Einigkeit.

    Dencket daß der Friede nehrt /

dencket daß der Krieg verzehrt /

dencket daß man doch nichts kriegt /

ob man schon auch lange siegt.

    Stelle deine Schlachten ein /

Mars / und lerne milder seyn /

Thu die Waffen ab und sprich:

hin Schwerdt was beschwerst du mich.

    Dieser Helm wird nütze seyn /

daß die Schwalben nisten drein /

daß man / wann der Frühling kömmt /

junge Vögel da vernimmt.

    Tritt / was schädlich ist / bey seit /

hin verdamte Pest und Streit /

weg ihr Sorgen / weg Gefahr /

itzund komt ein neues Jahr.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.