Paul Fleming

Nach deß vj. Psalmens Weise (Paul Fleming)

   

    In allen meinen Thaten

laß ich den Höchsten rahten /

der alles kan und hat /

Er muß zu allen Dingen /

sols anders wol gelingen /

selbst geben Raht und That.

    Nichts ist es spat und frühe /

ümm alle meine Mühe /

mein sorgen ist ümmsonst /

Er mags mit meinen Sachen

nach seinen Willen machen.

Ich stells in seine Gunst.

    Es kan mir nichts geschehen /

als was er hat versehen /

und was mir selig ist /

Ich nähm' es / wie ers giebet /

was ihm von mir geliebet

das hab' auch ich erkiest.

    Ich traue seiner Gnaden /

die mich für allen Schaden /

für allen übel schützt.

Leb' ich nach seinen Sätzen /

So wird mich nichts verletzen /

nichts fehlen / was mir nützt.

    Er wolle meiner Sünden /

in Gnaden mich entbinden /

durchstreichen meine Schuld.

Er wird auff mein verbrechen /

nicht stracks das Urtheil sprechen /

und haben noch Gedult.

    Ich zieh' in ferne Lande /

zu nützen einem Stande /

an den er mich bestellt.

Sein Segen wird mir lassen /

was gut und recht ist / fassen /

zu dienen seiner Welt.

    Bin ich in wilder Wüsten /

So bin ich doch bey Christen /

und Christus ist bey mir.

Der Helffer in Gefahren /

der kan mich doch bewahren /

wie dorte / so auch hier.

    Er wird zu diesen Reisen /

gewünschten Fortgang weisen /

wol helffen hin und her.

Gesundheit / Heyl und Leben /

Zeit / Wind und Wetter geben /

und alles nach Begehr.

    Sein Engel / der getreue /

macht meine Feinde scheue /

tritt zwischen mich und sie.

Durch seinen Zug / den frommen /

sind wir so weit nun kommen /

und wissen fast nicht wie.

    Leg' ich mich späte nieder /

erwach' ich frühe wieder /

lieg' / oder zieh' ich fort.

In Schwachheit und in Banden /

und was mir stoßt zu handen /

so tröstet mich sein Wort.

    Hat er es denn beschlossen /

So will ich unverdrossen /

an mein Verhängniß gehn /

Kein Unfall unter allen /

wird mir zu harte fallen /

Ich will ihn überstehn.

    Ihm hab' ich mich ergeben /

zu sterben und zu leben /

So bald er mir gebeut.

Es sey heut' oder morgen /

dafür laß ich ihn sorgen /

Er weiß die rechte Zeit.

    Gefällt es seiner Güte

und sagt mir mein Gemühte

nicht was vergeblichs zu /

So werd' ich Gott noch preisen

mit manchen schönen Weisen /

daheim in meiner Ruh.

    So sey nun / Seele / deine /

und traue dem alleine /

Der dich geschaffen hat.

Es gehe wie es gehe /

dein Vater in der Höhe

weiß allen Sachen Raht.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.