Paul Fleming

Als Er Sie schlafend funde (Paul Fleming)

               

    Hier liegt das schöne Kind / in ihrer süssen Ruh /

Sie bläst die schöne Lufft / von welcher ich mich quähle

biß an die Seele selbst / durch ihre süße Kehle;

Hier liegt das schöne Kind / und hat die Augen zu.

    Streu Rosen ümm Sie her / du sanffter Zefyr du /

mit Nelcken untermengt / daß ihr Geruch vermähle

mit ihrem Ahtem sich / dieweil ich leise stehle

so manchen Kuß von Ihr. Silenus sprich kein Muh!

    St! Satyr / weg / Sylvan! geht weit von diesem Bache

daß meine Seele nicht von eurer Stimm' erwache.

Klitzscht in die Hände nicht / ihr schlipfrigen Napeen.

    Schlaf / Schatz ich hüte dein. Schlaf / biß du selbst erwachest /

So wirst du wachend thun / was du im Schlafe machest.

Mir auch träumt itzt mit dir / als solt ich vor dir stehn.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.