Paul Fleming

Als Anemone... (Paul Fleming)

   

    Als Anemone

der Venus kleinem Sohne

zu wieder war /

weil sie Nerenen /

deß züchtigen / deß schönen /

vergaß so gar /

in dem er sie

durch scheiden muste lassen /

hub sie ihn an je mehr und mehr zu hassen

die falsche die.

    Neren der schiede /

Sie ward deß Liebsten müde /

und ihrer Pflicht.

Auff bunte Kräuter /

auff Blumen / und nichts weiter /

war sie erpicht.

Biß einer Zeit

Kupido ihr ward innen /

als sie allein' ümm ihre Blumen-brünnen

spatziert erfreut.

    Ach Anemone /

du aller schönen Krone /

halt ja und nein.

Laß dir / O Blume /

für aller Blumen Ruhme /

die Treue seyn.

Neren ist todt

von Anemonens Schmertze.

Ich werd' entfreyt durch Anemonens Hertze

von aller Noth.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.