Johann Georg Fischer

Um Mitternacht (Johann Georg Fischer)

Ein Tag stirbt auch,

wie ein Mensch verscheidet.

In letzter Nacht

um die Zwölfuhrglocke

sah ich es zittern

beim blauen Mondschein

in meinem Glase,

wie ein sterbender Mensch

in des andern Hände

sein letztes Leben

hinüberzittert.

Also geschieht es,

wenn dem kommenden Tage

der scheidende Tag sich

überantworten muß,

und der kommende ruft noch

dem scheidenden nach:

Grüß' mir die Mutter,

die ewige Zeit,

wenn du hinüberkommst,

bald sehen wir alle

uns drüben wieder. -

Doch eines kam noch,

als die Lüfte bebten

beim Sonnenaufgang,

und ich betete tief

in die Seele hinein:

Gelobt sei das ewige

heilige Licht!

Und die verbleichenden

Sterne sprachen:

In Ewigkeit!

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Vom goldnen Überfluss"
Herausgeber: R. Voigtländers Verlag