Christian Hofmann von Hofmannswaldau

WAs wiltu Doris machen... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

WAs wiltu Doris machen /

    Brich deinen stoltzen geist;

    Diß was du schönheit heist /

Sind blumen-gleiche sachen /

    Die unbeständig sind /

    Und fliehen wie der wind.

Es wird auff deinen wangen

    Nicht steter frühling seyn.

    Es weicht der sternen schein /

Als wie der blumen prangen.

    Die zeit so alles bricht /

    Schont auch des leibes nicht.

Was ist der schönheit gläntzen /

    Als ein geschwinder blitz?

    Sein zubereiter sitz

Besteht in engen gräntzen.

    Kein fluß verrauscht so bald /

    Als schönheit und Gestalt.

Was heute purpur träget /

    Und alabaster führt:

    Was sich mit rosen ziert /

Wird morgen hingeleget /

    Und ruhet ungeacht

    In seiner todes-nacht.

Nun Doris lerne kennen /

    Was falscher hochmuth sey /

    Bleib nicht alleine frey /

Laß deine jugend brennen /

    Und laß der liebe glut

    Durchwandern hertz und blut

So du dich selbst kanst lieben /

    So nimm die warnung an /

    Die ich dir itzt gethan.

Ich werde mich betrüben /

    So diese rose stirbt

    Und ohne lust verdirbt.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.