Christian Hofmann von Hofmannswaldau

NIemand weiß wie schwer mirs fällt... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

    NIemand weiß wie schwer mirs fällt /

Flammen in der brust zu hegen;

    Und sie dennoch für der welt /

Nicht ans freye licht zu legen.

Feuer läst sich nicht verhelen;

    Denn sein glantz ist allzuklar /

Und die glut verliebter seelen

    Macht sich selber offenbar.

    Hundert augen die von neid

Und von lauter argwohn brennen /

    Sind auff mich zu sehn bereit /

Ob sie was vermercken können.

Noch verberg ich meine schmertzen /

    Daß man keine funcken sieht /

Da die liebe doch im hertzen

    Wie ein andrer Aetna glüht.

    Dieses ist der liebe kunst /

Amor suchet finsternissen /

    Und von seiner stillen brunst /

Muß der helle tag nichts wissen.

Venus bricht mit ihrem sterne

    Erst bey dunckler nacht herein /

Daß die zarte jugend lerne

    In der liebe heimlich seyn.

    Drum gewehne dich mein muth /

Deine flammen zu verschweigen;

    Laß von der verborgnen glut

Weder mund noch auge zeugen.

Must du dich gleich etwas zwingen /

    Ist gleich die verstellung schwer;

Aus den allerschwersten dingen

    Kommt die gröste lust offt her.

    Vielleicht wird des himmels gunst

Mir das glück noch künfftig gönnen /

    Daß die kohlen meiner brunst

Offenbarlich brennen können.

Itzo schreib ich meinem hertzen

    Diesen wahren denck-spruch ein:

Feuers-glut und liebes-schmertzen

    Müssen wohl bewahret seyn.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.