Christian Hofmann von Hofmannswaldau

IHr hellen mörderin - ihr augen schliest euch zu... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

    IHr hellen mörderin / ihr augen schliest euch zu /

Jedoch die schönen brüste /

Als zunder meiner lüste /

    Geniessen keine ruh /

Ihr auffgeblehter schnee rafft alle krafft zusammen /

Und bläst in meine flammen.

    Es muß dein athem ja wohl glut und hitze seyn /

Denn was daraus erqvillet

Ist auch mit brand erfüllet:

    Der edlen flammen schein

Bezeuget als rubin sich auff der berge spitzen /

Mich armen zu erhitzen.

    Du schläffst in sichrer ruh / ich aber wach allhier /

Verirret in den schrancken

Voll schlüpffriger gedancken /

    Ich schaue dich in mir /

Und ich bemühe mich / den unmuth zu versüssen /

Im geiste dich zu küssen.

    Ich fühle / wie mich hier des ambers lieblichkeit /

Den deine zunge giebet /

Wenn sie am schärffsten liebet /

    Mit anmuth überstreut /

Und wünsche / daß dein geist auch in dem schlaffe spüre /

Was ich im sinne führe.

    Der liebes-engel selbst / so neidisch ist wie du /

Der will sich itzt bemühen

Den fürhang fürzuziehen /

    Von wegen deiner ruh;

Doch must du mit der zeit mir ungescheut entdecken /

Wie dir die träume schmecken.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.