Christian Hofmann von Hofmannswaldau

ARmseliger - was hilfft dich doch dein lieben... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

ARmseliger / was hilfft dich doch dein lieben?

        Du liebest / was nicht lieben kan /

Des himmels schloß hat dich itzt zwar getrieben /

        Doch rührst du was verbotnes an.

        Die schönheit / die dein hertze sucht /

        Ist des verbotnen baumes frucht.

Die hoffnung lud mich einsten zwar zu gaste /

        Der neid läst aber mich nicht ein /

Die mißgunst macht mir eine stete faste /

        In der viel marter-wochen seyn.

        Mein paradieß ist zugemacht /

        Und wird von eyffersucht bewacht.

Wer lescht den durst mir nun in dieser wüste?

        Ich leide noth bey überfluß.

Was nutzt der auszug engels-gleicher lüste /

        Weil sie kein mund gemessen muß?

        Das auge / das vergnügung hat /

        Macht durchs gesicht kein hertze satt.

Ich küsse gnug / und spiele in gedancken /

        Gedancken aber speisen nicht.

Manch süsser traum setzt mich in liebes-schrancken;

        Was ist ein traum beym tage-licht?

        Diß blendwerck schwindet wie ein dunst /

        Und das ergetzen ist umsonst.

Stirb / Lysis / stirb / viel besser ists gestorben /

        Als ohne Phyllis gunst gelebt;

Wer so verdirbt / der ist / traun / wohl verdorben /

        Wenn ihn das glücke so erhebt;

        Vielleicht rührt Phyllis todt mich an /

        Als sie im leben nicht gethan.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-008889-5
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.