Paul Fleming

Loob eines Soldaten zu Fusse (Paul Fleming)

               

Ich bin ein Mann ins Feld: mein kühner Muth ist grooß.

Ist grösser als ich selbst / ich fürchte keinen stooß.

Ich scheue keinen Schuß. Die Liebe so zu leben

Hat mier in meinen Sinn von Jugend an gegeben /

Daß ich mich was versuuch'. Es wird nicht iedermann

Zum Kriege außerkohrn. Wer Pulver riechen kann /

Auff balg und stooß besteht / nicht die Karthaunen scheuet /

der ist ein Mann / wie ich. Ist einer der sich freuet /

wenn itzt der laute Lärm mit vollen Spielen geht /

und uns der kühne Feind im blancken Felde steht /

So binn auch warlich ichs. Wier treuen Kammeraden

Stehn als für einen Mann. Die schiessen / jene laden.

Wir wechseln emsig ümm. Wir schreyn einander zu /

Daß keiner etwan nicht / was ihm verfänglich / thu.

Wier fechten brüderlich. Der Feind wird abgehalten /

daß er /wie stark er kömmt die Ordnung nicht kann spalten.

Wier weichen keinen Schritt. Gleich wie ein ieder steht /

da fällt / da stirbt er auch. Was ist uns mehr zurükke /

ümm alles unser Thunn / ümm Glükk und Ungelükke /

Als wenn mann stirbet wohl. Wohl aber sterben heisst /

Wenn mann mit lust / ohn schmertz / und bald sein Bluut vergeust /

Gleich wie es hier geschieht. Die ritterlichen Wunden

Empfängt mann ins Gesicht'. An mier wird keine funden /

Die auff den Rükken sey. Die Stürmen und die Schlacht

die gestern noch geschah / sind unser Zier und Pracht.

Die Tugend sieht so aus. Wenn denn nach vielen streichen

Nach langer Fechtens-Zeit die müden Feinde weichen /

da sind wier Herren erst / da wächset uns der Muut /

der zwar nie kleine war. Da kriegt man Geld und Guut /

Mehr als mann haben wil. Wier machen frische Beute.

Das Vaterland wird froh. Wier retten Land und Leute /

und machen sie auch arm / nach dem das Glükke fällt.

Die Herren sind uns gleich. Wier stehen feil ümm Geld.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-002455-2
Erschienen im Buch "Deutsche Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.