Muhammad Schams ad Din Hafis

Weh! mich ließ der Freund an Kummer... (Muhammad Schams ad Din Hafis)

Weh! mich ließ der Freund an Kummer

    und an Weh gebannt und floh;

Setzte mich, dem Rauche ähnlich,

    auf den Feuerbrand und floh;

Reichte mir, dem Liebetrunknen,

    nicht ein einz'ges Gläschen dar,

Gab mir aber Gift zu kosten

    mit der Trennung Hand und floh.

Als ich seine Beute wurde,

    ließ er mich im Meer des Grams,

Wund und krank; und seinen Zelter

    spornte er gewandt und floh.

Als ich sprach: »Vielleicht gelingt es,

    ihn mit List zu fesseln mir«,

Fuhr er auf; mein Glückesrenner

    schreckte sich und rannt' und floh.

Weil mein Blut den Raum des Herzens

    allzu enge fand, geschah's,

Daß es rosig aus den Augen

    durch das Feld sich wand und floh.

Schleier deckten noch die Rose,

    als der Morgenvogel schon,

In Hafisens Garten eilend,

    Stoff zu Klagen fand und floh.

(Übersetzung:

Ritter V. von Rosenzweig-Schwannau)

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-009420-8
Erschienen im Buch "Gedichte aus dem Diwan"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.