Muhammad Schams ad Din Hafis

Viel Tausend Mühe mir gab ich... (Muhammad Schams ad Din Hafis)

Viel Tausend Mühe mir gab ich,

    daß mein Verlangen du seiest,

Mir Herzenswunschesgewährung

    für Herzverlangen du seiest,

Ein Stündchen nur in die Zelle

    des Leibesgrames du kommest,

Ein Nächtchen nur, mich zu trösten,

    mein Herzumfangen du seiest,

Die Kerze liebenden Aug's in

    durchwachten Nächten du werdest,

Ein Hoffnungsmond des Gemütes

    mir aufgegangen du seiest:

Was vom Rubine, des Liebreiz

    mich herzensblutig gemacht hat,

Ich klage – daß mir da hilfreich

    zum Trostverlangen du seiest!

Da, wo die Fürsten der Anmut

    bei ihren Dienern sich brüsten,

Daß mein Gebieter da liebreich

    und unbefangen du seiest.

Im Gartenbeet, wo die Götzen

    die Händ' Anbetender fassen,

Wenn vor die Hand es dir käme,

    daß mein Lustprangen du seiest.

Den Hirsch des Himmels, die Sonne,

    gedenk ich mager zu hetzen,

Wenn es mir glücket, daß einst mir,

    o Reh, gefangen du seiest.

Drei Küsse, die auf zwei Lippen

    du angewiesen mir hast, wenn

Du sie nicht zahlest, so wisse,

    daß schuldgefangen du seiest.

Ob ich der Hafis der Stadt bin,

    mir selber gelt ich kein Körnlein,

Bis du geruhet aus Großmut,

    daß mein Verlangen du seiest.

(Übersetzung: Friedrich Rückert)

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-009420-8
Erschienen im Buch "Gedichte aus dem Diwan"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.