Muhammad Schams ad Din Hafis

Auf, Schenke! den Pokal gefüllt... (Muhammad Schams ad Din Hafis)

Auf, Schenke! den Pokal gefüllt

    für unsre durst'ge Tafelrunde;

Die Liebe, die mich einst beglückt,

    Jetzt richtet kläglich mich zugrunde.

Wie bluteten erwartungsbang

    die Herzen bei den Moschusdüften,

Vom Ostwind aus der Liebsten Haar

    uns hergeweht als holde Kunde!

Den Teppich zum Gebete färbt

    mit rotem Wein nach Wunsch des Wirtes!

Ein weiser Mann ist unser Wirt,

    man kommt bei ihm zu gutem Funde.

Wie kann ich mich der Liebe freun,

    klingt – wie Geläut der Karawane –

Die Mahnung immer mir ins Ohr:

    Nun rüste dich zur Scheidestunde!

Was wissen die vom Graun der Nacht,

    von Meersgebraus und wildem Strudel,

Die, aller Bürd' und Sorge frei,

    am Ufer gehn auf trocknem Grunde?

Was kühnen Geistes ich getan,

    hat bösen Leumund mir erworben

Beim Pöbel – und wo bleibt geheim,

    was umgeht in des Pöbels Munde?

(vgl. die Übersetzung von Joseph von Hammer-Purgstall)

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-15-009420-8
Erschienen im Buch "Gedichte aus dem Diwan"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.