Michael Georg Conrad

Mara Motter (Michael Georg Conrad)

*

I siach di nou, zwar lang it's har,

wia d'jung g'wa bist, a schäni Fraa,

und flink und eifri, mit lachada G'sicht

stäts bei dar Arbet, früah und spät -

Und ke bäs Wort fer die bäsi Kind',

nor Liabs und Guats. O reiches Harz

                        zor

Frühlungszeit!

I siach di nou, 's it aa lang har,

wia d'duldet hast viel Harzaläd,

und manchi Nacht nit g'schlaffa hast

vor schwarer Sorg und Kümmernis.

Und ke bäs Wort fer die bäsi Walt,

nor Liabs und Guats. O storkes Harz

                        zor

Summerszeit!

I siach di nou, wias d' stiller werst,

mit g'falti Händ: Etz wia Gott will!

Die Kind' sen fort, sie sen versorgt,

as Laba nimmt sein' neua Gang.

Und ke bäs Wort fer die Einsamkeit,

nor Liabs und Guats. O frommes Harz

                        zur

Herbsteszeit!

Und Winter werd's. Du bist schnäweiß,

a alt's, gebrachli's Fräla etz.

Von weit har kumma dei Kinder heem.

Mit Kindeskind'! Und wieder jung

lacht's aus dei'm G'sicht wie Sunnaschei';

nor Liabs und Guats! O Motterharz

                        zur

Weihnachtszeit!

* Meiner Mutter.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Vom goldnen Überfluss"
Herausgeber: R. Voigtländers Verlag