Josef Freiherr von Eichendorff

Der irre Spielmann (Josef Freiherr von Eichendorff)

Der irre Spielmann

Joseph von Eichendorff

Aus stiller Kindheit unschuldiger Hut

Trieb mich der tolle, frevelnde Mut.

Seit ich da draußen so frei nun bin,

Find ich nicht wieder nach Hause mich hin.

Durchs Leben jag ich manch trügrisch Bild,

Wer ist der Jäger da? Wer ist das Wild?

Es pfeift der Wind mir schneidend durchs Haar,

Ach Welt, wie bist du so kalt und klar!

Du frommes Kindlein im stillen Haus,

Schau nicht so lüstern zum Fenster hinaus!

Frag mich nicht, Kindlein, woher und wohin?

Weiß ich doch selber nicht, wo ich bin!

Von Sünde und Reue zerrissen die Brust,

Wie rasend in verzweifelter Lust,

Brech ich im Fluge mir Blumen zum Strauß,

Wird doch kein fröhlicher Kranz daraus! -

Ich möcht in den tiefsten Wald wohl hinein,

Recht aus der Brust den Jammer zu schrein,

Ich möchte reiten ans Ende der Welt,

Wo der Mond und die Sonne hinunterfällt.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-423-02382-1
Erschienen im Buch "Eichendorff, Werke in einem Band"
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG