Hugo Ball

Komm heraus, o Herr... (Hugo Ball)

Komm heraus, o Herr, komm heraus, o Herr,

Und tanz mit meiner Seel.

Sie ist so rein und wohlgebaut.

Du hast sie auch schon angeschaut,

Drum ist sie ohne Fehl.

Stehe auf, o Herr, stehe auf, o Herr.

Und führe mich zum Tanz.

Durch die Lichterflut

Über Grab und Schutt.

O, du überirdischer Glanz!

Komm herab, o Herr, komm herab, o Herr,

Wir sehnen uns nach dir.

Das Herze überzückt sich fast.

Dein Wirbel hat uns angefaßt.

Nun sind wir nicht mehr hier.

Der Ohnmacht nah, wie wunderbar

Ruht sichs in deinem Arm.

Kein schlechter Mensch dringt bis hierher.

Keine Nacht und Kält und Hunger mehr.

Hier ist uns wohl und warm.

Wie du fröhlich bist, Herr Jesus Christ,

Du süßer Bräutigam!

Über Nacht und Tag, wer's fassen mag,

Wer's lassen oder hassen mag,

Die Seele zu dir kam.

Laß nach, o Herr, laß nach, o Herr,

Mir schwindet Sinn um Sinn.

Meine Schulter hat sich müd gewiegt.

Ich weiß nicht, was mich so beglückt,

Ob ich tot oder lebend bin.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-928660-67-5
Erschienen im Buch "Die nichtgesammelten Gedichte"
Herausgeber: Faber & Faber Verlag