Heinrich Seidel

Was bleibt (Heinrich Seidel)

Was bleibt?

Ach, was bleibt? - Ein kleiner Hügel,

Drüber mit dem leichten Flügel

Froh ein Sommerfalter fliegt,

Und das Gras im Wind sich wiegt.

Eine Weile Angedenken

Mag man wohl dem Schläfer schenken,

Bald weiss Niemand, wer da liegt.

Manche, die der Ruhm erhoben,

Hört man ein Jahrhundert loben

Oder ein Jahrtausend lang,

Bis auch sie die Zeit verschlang.

Die zum Höchsten einst erkoren -

Ihr Gedächtniss ging verloren,

Wie ein Lied im Wind verklang.

Unterdess in ew'gen Kreisen

Und in altgewohnten Gleisen

Ihre Bahn die Erde geht,

Achtlos, was auf ihr besteht,

Achtlos auf der Menschheit Träume

Wandelt sie durch Weltenräume,

Bis auch sie in Staub verweht.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Glockenspiel - Gesammelte Gedichte, Band VII der Gesammelten Sch"
Herausgeber: A.G. Liebeskind