Heinrich Heine

Sehnsucht (Heinrich Heine)

Sehnsucht

Jedweder Geselle, sein Mädel am Arm,

Durchwandelt die Lindenreihn;

Ich aber, ich wandle, daß Gott erbarm,

Ganz mutterseelenallein.

Mein Herz wird beengt, mein Auge wird trüb,

Wenn ein andrer mit Liebchen sich freut.

Denn ich habe auch ein süßes Lieb,

Doch wohnt sie gar ferne und weit.

So manches Jahr ich getragen hab,

Ich trage nicht länger die Pein,

Ich schnüre mein Bündlein, und greife den Stab,

Und wandr in die Welt hinein.

Da schwindet bald mein Liebesharm,

Da harret Freude mein;

Da kann ich wandeln, feins Liebchen am Arm,

Durch die duftigen Lindenreihn.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "BTITEL"
Herausgeber: HRSG.