Heinrich Heine

Karl I. (Heinrich Heine)

Im Wald, in der Köhlerhütte, sitzt

Trübsinnig allein der König;

Er sitzt an der Wiege des Köhlerkinds

Und wiegt und singt eintönig:

Eiapopeia, was raschelt im Stroh?

Es blöken im Stalle die Schafe ­

Du trägst das Zeichen an der Stirn

Und lächelst so furchtbar im Schlafe.

Eiapopeia, das Kätzchen ist tot ­

Du trägst auf der Stirne das Zeichen ­

Du wirst ein Mann und schwingst das Beil,

Schon zittern im Walde die Eichen.

Der alte Köhlerglaube verschwand,

Es glauben die Königskinder ­

Eiapopeia ­ nicht mehr an Gott,

Und an den König noch minder.

Das Kätzchen ist tot, die Mäuschen sind froh -

Wir müssen zuschanden werden -

Eiapopeia - im Himmel der Gott

Und ich, der König auf Erden.

Mein Mut erlischt, mein Herz ist krank,

Und täglich wird es kränker -

Eiapopeia - du Köhlerkind,

Ich weiß es, du bist mein Henker.

Mein Todesgesang ist dein Wiegenlied -

Eiapopeia - die greisen

Haarlocken schneidest du ab zuvor -

Im Nacken klirrt mir das Eisen.

Eiapopeia, was raschelt im Stroh?

Du hast das Reich erworben,

Und schlägst mir das Haupt vom Rumpf herab -

Das Kätzchen ist gestorben.

Eiapopeia, was raschelt im Stroh?

Es blöken im Stalle die Schafe.

Das Kätzchen ist tot, die Mäuschen sind froh -

Schlafe, mein Henkerchen, schlafe.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-446-12251-6
Erschienen im Buch "Heinrich Heine. Sämtliche Schriften in zwölf Bänden. Reihe Hanse"
Herausgeber: Carl Hanser