Gottlieb Konrad Pfeffel

Die Harmonie der Sphären (Gottlieb Konrad Pfeffel)

   

Ein Jüngling las von ungefähr

Von einer Harmonie der Sphären

Im Plato. »Ha! die muß ich hören«,

Rief er und bat den Jupiter,

Ihm sein Verlangen zu gewähren.

Umsonst sprach dieser: »Junger Tor!

Das göttliche Konzert der Sphären

Ist nicht für eines Menschen Ohr!«

Er ließ nicht ab, ihn zu beschwören,

Bis Zeus einst die Geduld verlor

Und sich entschloß, ihn zu erhören.

Er rühret seinen Scheitel an.

Der Jüngling hört durch alle Himmel,

Und was? - Ein gräßliches Getümmel.

Ein tausendstimmiger Orkan,

Bewehrt mit Graus und Untergang,

Und alle Donner, durch die Hand

Des Rächers auf die Welt gesandt,

Sind gegen diesen Rundgesang

Dem Summen einer Biene gleich.

»O Zeus! was lässest du mich hören?«

So rief der Jüngling starr und bleich:

»Ist das die Harmonie der Sphären?

So brüllt die Hölle nach dem Raub.

Ha, mache mich viel lieber taub,

Du fürchterlicher Gott der Götter!«

Jetzt rufet Zeus aus einem Wetter:

»Erkenne, blödes Erdenkind,

Daß Menschen keine Götter sind.

Du hörst ein schreckliches Getümmel,

Und ich - die Harmonie der Himmel.«

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-87164-032-8
Erschienen im Buch "Skorpion und Hirtenknabe"
Herausgeber: Maximilian Dietrich Verlag