Gottlieb Konrad Pfeffel

Die Bärin (Gottlieb Konrad Pfeffel)

     

In Samogitien genas

Der Ehschatz eines edeln Bären,

Der mit im Parlamente saß,

Von einem Sohn. Die Jäger lehren:

Ein Bär, der aus der Mutter Schoß

Hervorkriecht, sei ein roher Kloß,

Der erst durch Lecken Form und Schöne

Bekömmt. Das wußte die Mama

Noch besser als wir Menschensöhne,

Und schwur, als sie das Bübchen sah,

Von Lust berauscht, beim großen Petze

Des Firmaments, ihr kleiner Götze

Sollt ein Adonis sein. Sie feilt,

Sie hobelt mit der rauhen Zunge

Ihn bis aufs Blut. Der arme Junge!

Er brummt, er wendet sich, er heult;

Umsonst, sie bleibt bei ihrer Mode,

Und leckt ihn endlich gar zu Tode.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-7846-0134-0
Erschienen im Buch "Biographie eines Pudels"
Herausgeber: Langewiesche-Brandt KG