Gottlieb Konrad Pfeffel

Der kranke Löwe (Gottlieb Konrad Pfeffel)

     

Der Tiere Großsultan lag auf dem Krankenbette;

Er war von Kopf bis auf den Schwanz

So dürr als Bruder Hein im Basler Totentanz.

Da war kein Vieh, das ihm nicht was geraten hätte.

Die Gerste, sprach das Pferd, ist trefflich für die Lunge,

Sie kühlet das Geblüt und reiniget die Zunge.

Nicht doch, versetzt der Bär, der wilde Honigseim

Ist Balsam für die Brust und löst den zähen Schleim.

Freund, rief ein weiser Wolf, ich wette hundert Kronen,

Mein sympathetisches Arcan

Erhält den Preis: Neun frische Ziegenbohnen,

Im Vollmond angehängt, ziehn alle Seuchen an.

Pfui, sprach der Leopard, man möchte flugs purgieren,

Der Henker brauche diesen Quark.

Ich lobe mir das Menschenmark,

Um einen Fürsten zu kurieren.

Ein Pfund des Tags in Tränen aufgelöst

Hilft ganz gewiß, probatum est.

Dies, Vetter, will ich gleich probieren,

Versetzt der Patient, der Rat ist Goldes Wert.

Ich selber habe längst gehört,

Daß viele große Herrn auf Erden

Durch dieses Mittel fett als wie die Dachse werden.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-87164-032-8
Erschienen im Buch "Skorpion und Hirtenknabe"
Herausgeber: Maximilian Dietrich Verlag