Gottfried August Bürger

Feldjägerlied (Gottfried August Bürger)

       

Mit Hörnerschall und Lustgesang,

Als ging es froh zur Jagd,

So ziehn wir Jäger wohlgemuth

Wann's noth dem Vaterlande thut,

Hinaus in's Feld der Schlacht.

Gewöhnt sind wir von Jugend auf

An Feld- und Waldbeschwer.

Wir klimmen Berg und Fels empor

Und waten tief durch Sumpf und Moor,

Durch Schilf und Dorn einher.

Nicht Sturm und Regen achten wir,

Nicht Hagel, Reif und Schnee.

In Hitz' und Frost, bei Tag und Nacht

Sind wir bereit zu Marsch und Wacht,

Als gölt' es Hirsch und Reh.

Wir brauchen nicht zu unserm Mahl

Erst Pfanne, Topf und Rost.

Im Hungersfall ein Bissen Brod,

Ein Labeschluck in Durstesnoth

Genügen uns zur Kost.

Wo wackre Jäger Helfer sind,

Da ist es wohlbestellt.

Denn Kunst erhöht uns Kraft und Muth;

Wir zielen scharf, wir treffen gut,

Und was wir treffen, fällt.

Und färbet gleich auch unser Blut

Das Feld des Krieges roth,

So wandelt Furcht uns doch nicht an;

Denn nimmer scheut ein braver Mann

Für's Vaterland den Tod.

Erliegt doch rechts, erliegt doch links

So mancher tapfre Held!

Die Guten wandeln Hand in Hand

Frohlockend in ein Lebensland,

Wo Niemand weiter fällt.

Doch trifft denn stets des Feindes Blei?

Verletzt denn stets sein Schwert? –

Ha! Oefter führt das Waffenglück

Uns aus dem Mordgefecht zurück

Gesund und unversehrt.

Und jeder Jäger preist den Tag,

Als er in's Schlachtfeld zog.

Bei Hörnerschall und Becherklang

Ertönet laut der Chorgesang:

»Wer brav ist, lebe hoch!«

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.