Gottfried August Bürger

An Amalien (Gottfried August Bürger)

Auf ein Stammbuchsblatt.

           

Schön wie du, o Holdin, blüht der Garten,

Den des Dichters Phantasie dir schafft.

Sein als Gärtner treu und hold zu warten,

Sehnet sich des Herzens ganze Kraft.

Hundert Wünsche, Kinder, all' entsprossen

Diesem Herzen, schwärmen froh hinaus

Und durchziehn die Felder unverdrossen,

Blumen auszuspähn zum Busenstrauß.

Jeder schönsten, so die Zeiten schenken,

Jeder Blume reiner Lebenslust

Spähn sie nach, zum holden Angedenken,

Welches blüh' und duft' an deiner Brust.

Ist dies nur der kleinsten Kraft empfänglich,

Die das Herz hinein zu segnen strebt,

O so weiß ich, daß es unvergänglich,

Unvergänglich dir am Busen lebt;

Als dein blaues Auge dieses Blickes

Allgewalt bei Himmelsmilde trägt

Und dein Herz – o welchem Sohn des Glückes?

Hier auf Erden Lieb' und Leben schlägt.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.