Gottfried Keller

Trübes Wetter (Gottfried Keller)

Es ist ein stiller Regentag,

So weich, so ernst, und doch so klar,

Wo durch den Dämmer brechen mag

Die Sonne weiss und sonderbar.

Ein wunderliches Zwielicht spielt

Beschaulich über Berg und Tal;

Natur, halb warm und halb verkühlt,

Sie lächelt noch und weint zumal.

Ich aber, mein bewusstes Ich,

Beschau' das Spiel in stiller Ruh',

Und meine Seele rüstet sich

Zum Kampfe mit dem Schicksal zu.