Gottfried Keller

Rote Lehre (Gottfried Keller)

"Ich bin rot und hab's erwogen

Und behaupt' es unverweilt!

Könnt' ich, würd' ich jeden köpfen,

Der nicht meine Meinung teilt!"

In des Baders enger Stube

Vetter Hansen also sprach,

Eben als 'nem feisten Bäcker

Jener in die Ader stach.

Und des Blutes muntrer Bogen

Aus dem dicken drallen Arm

Fiel dem Vetter auf die Nase,

Sie begrüssend freundlich warm.

Bleich, entsetzt fuhr er zusammen,

Wusch darauf sich siebenmal;

Doch noch lang rümpft er die Nase,

Fühlt noch lang den warmen Strahl.

Manches Brünnlein mag noch springen

In das Gras mit rotem Schein;

Doch der Freiheit echter, rechter

Letzter Sieg wird trocken sein.