Gottfried Keller

Jesuitenzug 1843 (Gottfried Keller)

Hussa! Hussa! Die Hatz geht los!

Es kommt geritten klein und gross,

Das springt und purzelt gar behend,

Das kreischt und zetert ohne End':

Sie kommen, die Jesuiten!

Da reiten sie auf Schlängelein

Und hinterdrein auf Drach' und Schwein

Was das für muntre Bursche sind!

Wohl graut im Mutterleib dem Kind:

Sie kommen, die Jesuiten!

Hu, wie das krabbelt, kneipt und kriecht,

Pfui, wie's so infernalisch riecht!

Jetzt fahre hin, du gute Ruh'!

Geh, Grete, mach das Fenster zu:

Sie kommen, die Jesuiten!

"Gewissen, Ehr' und Treue nehmt

Dem Mann und macht ihn ausverschämt

Und seines Weibes Unterrock

Hängt ihm als Fahne an den Stock:

Wir kommen, die Jesuiten!"

Von Kreuz und Fahne angeführt,

Den Giftsack hinten aufgeschnürt,

Der Fanatismus ist Profoss,

Die Dummheit folgt als Betteltross:

Sie kommen, die Jesuiten!

O gutes Land, du schöne Braut,

Du wirst dem Teufel angetraut!

Ja, weine nur, du armes Kind!

Vom Gotthard weht ein schlimmer Wind:

Sie kommen, die Jesuiten!