Georg Bötticher

An Leibzg! (Georg Bötticher)

           

Mei liewes Leibzg – m'r sinn doch noch de Alten

Trotz allen Wechsel in der Zeiten Lauf? –

Laß mich mit dir ä bißchen unterhalten

Un nimm mei Reden, bitte, gietig auf.

Wenn ich versuche, eenjes zu ererdern,

Bis nich gleich beese! Sieh, es is so scheen,

Nich wahr, un gann de Freindschaft ja nur ferdern,

Wemmer in jeder Hinsicht uns verstehn?

Wemmer den Blick dann aufs Deader lenken,

Da gibt's ooch manches, was m'r dadeln gann

Ich gammer sicher ä Direktor denken

Noch idealer fast wie Stägemann.

Doch ihn mit Haß verfolgen, mit beständgen,

Wie manche – nee, das liegt m'r gänzlich fern.

Ja, gennt'ch 's so ä Sternchen oder Bändchen

Fer seine Sammlung stiften – herzlich gern!

Das is gewiß – Du bist dir trei gebliewen:

Musik, der Handel un der Buchverlag –

Um dieses Gleebladd dreht sich all dei Liewen,

Un alles andre gommt ärscht hinten nach.

Du genntst vielleicht ä Linschen mehr dich gimmern

Um Malerei un Dichtgunst un Sgulbdur

Un ä was weniger in Deenen wimmern?

Na, bis nur stille! Ich – ich meente nur – – –

Egal Musik, sieh, wärd een leichte iewer,

Drum stimmt mich oft ooch dei Gewandhaus miß.

(Es is m'r iewerhaubt von draußen liewer,

Zumal, wenn de Musik ärscht drinne is.)

Dann dreibste mir den Gultus mit den Meistern

Ä was ze weit, mei Leibzg. Was willste denn?

M'r gann sehr wohl fer Wagnern sich begeistern

Un doch nich Nikisch'n neiste Weste genn!

Dei neues Rathaus stilvoll zu gestalten,

War darum, wie m'r heert, so riesig-schwer,

Weil's galt, den Bleißenborgdorm ze erhalten

Genau so wie er stand von Altersch her.

Nu macht sich's mit d'n Bau ja schon recht scheene,

Nur eens gann ich mir nich zusammenreim:

Der Dorm is wegk bis auf de untern Steene –

Was brauchen die den schließlich stehn ze bleim?!

Un's »Ginstlerhaus« – ich sitze grade drinne,

Da schickt sich's nich und deshalb sag ich bloß:

Es is ja eeniges ä bißchen dinne –

Im ganzen awer werkt's doch sehr famos! –

Un nu genug! 's wär manches noch ze sagen,

Was unsereener auf'n Herzen hat...

Ich ferchte nur, du hast mich längst im Magen,

Un nachgerade – krieg ich's selwer satt!

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-910148-30-1
Erschienen im Buch "Alfanzereien und Allotria"
Herausgeber: Sachsenbuch Verlagsgesellschaft