Friedrich Hoelderlin

Ermunterung (Friedrich Hoelderlin)

Echo des Himmels! heiliges Herz! warum,

Warum verstummst Du unter den Lebenden,

Schläfst, freies! von den Götterlosen

Ewig hinab in die Nacht verwiesen?

Wacht denn, wie vormals, nimmer des Äthers Licht?

Und blüht die alte Mutter, die Erde, nicht?

Und übt der Geist nicht da und dort, nicht

Lächelnd die Liebe das Recht noch immer?

Nur du nicht mehr! doch mahnen die Himmlischen,

Und stillebildend weht, wie ein kahl Gefild,

Der Otem der Natur dich an, der

Alleserheiternde, seelenvolle.

O Hoffnung! bald, bald singen die Haine nicht

Des Lebens Lob allein, denn es ist die Zeit,

Daß aus der Menschen Munde sie, die

Schönere Seele sich neu verkündet,

Dann liebender im Bunde mit Sterblichen

Das Element sich bildet, und dann erst reich,

Bei frommer Kinder Dank, der Erde

Brust, die unendliche, sich entfaltet

Und er, der sprachlos waltet und unbekannt

Zukünftiges bereitet, der Gott, der Geist

Im Menschenwort, am schönen Tage

Kommenden Jahre, wie einst, sich ausspricht.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-596-20155-1
Erschienen im Buch "Das Deutsche Gedicht"
Herausgeber: Fischer, Taschenbuchverlag