Friedrich Hölderlin

Des Morgens (Friedrich Hölderlin)

Vom Taue glänzt der Rasen; beweglicher

Eilt schon die wache Quelle; die Birke neigt

Ihr schwankes Haupt und im Geblätter

Rauscht es und schimmert; und um die grauen

Gewölke streifen rötliche Flammen dort,

Verkündende, sie wallen geräuschlos auf;

Wie Fluten am Gestade wogen

Höher und höher die Wandelbaren.

Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell,

Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort!

Denn offener fliegt, vertrauter dir mein

Auge, du Freudiger! zu, solange du

Des frohen Übermütigen du, daß er

Dir gleichen möchte; segne mir lieber dann

Mein sterblich Tun und heitre wieder,

Gütiger! heute den stillen Pfad mir!

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-596-20155-1
Erschienen im Buch "Das Deutsche Gedicht"
Herausgeber: Fischer, Taschenbuchverlag