Christian Hofmann von Hofmannswaldau

Als die Venus neulich saße... (Christian Hofmann von Hofmannswaldau)

Als die Venus neulich saße

    In dem Bade nackt und bloß

    Und Cupido auf der Schoß

Von dem Liebeszucker aße,

Zeigte sie dem kleinen Knaben

Alles, was die Frauen haben.

Marmelhügel sah er liegen,

    Von Begierden aufgebaut;

    Sprach zur Mutter überlaut:

Wann werd ich dergleichen kriegen,

Daß mich auch die Schäferinnen

Und die Damen liebgewinnen?

Venus lacht aus vollem Munde

    Über ihren kleinen Sohn,

    Denn sie sah und merkte schon,

Daß er was davon verstunde.

Sprach: Du hast wohl andre Sachen,

Die verliebter können machen.

Unterdessen ließ sie spielen

    Seine Hand auf ihrer Brust,

    Denn sie merkte, daß er Lust

Hatte, weiter nachzufühlen,

Bis ihr endlich dieser Kleine

Kam an ihre zarten Beine.

Venus konnte nichts mehr sagen

    Als: Du kleiner Bösewicht,

    Packe dich, du sollst noch nicht

Nach dergleichen Sachen fragen.

Wunden, die von Liebespfeilen

Kommen, die sind nicht zu heilen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-251-00169-8
Erschienen im Buch "Komm. Ziehn dich aus."
Herausgeber: Haffmans Verlag