Christian Morgenstern

Die Mausefalle (Christian Morgenstern)

I

Palmström hat nicht Speck im Haus,

dahingegen eine Maus.

Korf, bewegt von seinem Jammer,

baut ihm eine Gitterkammer.

Und mit einer Geige fein

setzt er seinen Freund hinein.

Nacht ists, und die Sterne funkeln,

Palmström musiziert im Dunkeln.

Und derweil er konzertiert,

kommt die Maus hereinspaziert.

Hinter ihr, geheimerweise,

fällt die Pforte leicht und leise.

Vor ihr sinkt in Schlaf alsbald

Palmströms schweigende Gestalt.

II

Morgens kommt v. Korf und lädt

das so nützliche Gerät

in den nächsten, sozusagen

mittelgroßen Möbelwagen,

den ein starkes Roß beschwingt

nach der fernen Waldung bringt,

wo in tiefer Einsamkeit

er das seltne Paar befreit.

Erst spaziert die Maus heraus

und dann Palmström, nach der Maus.

Froh genießt das Tier der neuen

Heimat, ohne sich zu scheuen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-88059-228-4
Erschienen im Buch "Hundert Gedichte"
Herausgeber: Parkland Verlag