Ludwig Uhland

Die Geisterkelter

           

Zu Weinsberg, der gepriesnen Stadt,

Die von dem Wein den Namen hat,

Wo Lieder klingen, schön und neu,

Und wo die Burg heißt Weibertreu:

Bei Weib und Wein und bei Gesang

Wär' Luthern dort die Zeit nicht lang,

Auch fänd' er Herberg' und Gelaß

Für Teufel und für Dintenfaß,

Denn alle Geister wandeln da;

Hört! was zu Weinsberg jüngst geschah.

Da klopft's ihm auf die Schulter sacht,

Es ist kein Geist der Mitternacht;

Ein Zechgesell, der keinen glaubt,

Begrüßt ihn, schüttelnd mit dem Haupt:

»Der Most in deiner Kelter war

Vom alten, nicht vom neuen Jahr.«

Verfügbare Informationen:

ISBN: 3-15-003021-8

Erschienen im Buch "Gedichte"

Herausgeber: Philipp Reclam jun.

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