Wilhelm Müller

Fastnachtslied (Wilhelm Müller)

von den goldenen Zöpfen

       

Mägdlein mit den goldnen Zöpfen,

Mägdlein mit dem goldnen Haar!

Oder ist es wohl von Seide,

Oder ist's von beiden gar?

Nenn ich's goldgediegne Seide?

Nenn ich's seidenfeines Gold?

Und welch zartes Elfenhändchen

Hat die Flechten dir gerollt?

Mägdlein mit den goldnen Zöpfen! –

Und an jedem hängt ein Herz,

Hier ein junges, da ein altes,

Hier mit Lust, und da mit Schmerz.

Und das meine, ach das meine! –

Ist kein einzig Zöpfchen leer?

Mägdlein mit den goldnen Zöpfen,

Dichterherzen sind nicht schwer.

Mägdlein mit den goldnen Zöpfen,

Mägdlein mit dem goldnen Haar!

Herz an Herz ein stilles Plätzchen,

Eins ist eins, und zwei ein Paar.

Löse deine goldnen Flechten,

Alle Herzen fallen aus,

Und nur eines, und nur meines,

Mägdlein, trägst du mit nach Haus!

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-458-32601-4
Erschienen im Buch "Die Winterreise"
Herausgeber: Insel Verlag