Wilhelm Jensen

Auf dem Wege (Wilhelm Jensen)

Viel Zeitgenossen treibt die Welt

Mit dir empor auf dem großen Feld.

Es schwillt aufs neue stets ihr Saft

Und setzt sich um in lebendige Kraft;

In Ringen und Haschen mit Haupt und Hand,

In Lieben und Hassen, in Herz und Verstand,

Es treibt und drängt sich ab und zu,

Und teil am Wege nimmst auch du;

Tust mit, was jeder um dich tut,

Verlangst dein Recht, erwirbst dein Gut.

Es kennen dich viele von Haar und Gesicht,

Von Wuchs und Stimme, Beruf und Pflicht.

Du wirst geachtet, wirst geehrt,

Es halten dich manche besonders wert.

Doch selbst in der nächsten Freunde Verein

Im Innersten bist du allein.

Du teilst mit ihnen Leid und Lust,

Doch nicht das Eigenste deiner Brust.

Dein letztes, dein eigenstes Angesicht,

Dein heimliches Selbst, sie kennen es nicht.

Vielleicht erschräken sie, es zu sehn,

Gewißlich würden sie’s nicht verstehn.

Du bist ein Traum am lichten Tag,

Den keiner mit dir zu fühlen vermag.

Im vollsten Sonnenglanze fällt

Dein Schatten nur ins Aug der Welt.

Und erst da drunten im Schattenreich,

Da bist du allen für immer gleich.