Theodor Körner

An den Heldensänger des Nordens (Theodor Körner)

(De la Motte Fouqué)

     

Aus dem Tiefsten meiner Seele

Biet' ich dir den Gruß des Liedes;

Aus des Herzens tiefsten Tiefen

    Biet ich dir der Liebe Gruß.

Hab' dich nimmer zwar gesehen,

Nie erblickt des Skalden Antlitz,

Der mit großen, heil'gen Worten

    Mir Begeistrung zugeweht.

Aber leicht wollt' ich dich kennen

In dem weiten Kreis der Menge,

Diese Brust voll Kraft und Liebe,

    Diesen liedersüßen Mund,

Der so schön das Schöne webte,

Der so wild das Wilde faßte,

Der so kühn das Kühne löste

    Und die große Tat so groß.

Ach! in deines Liedes Tönen,

Wo die kühnen Heldenkinder

Kräftig mit dem Schicksal ringen,

    Stand mir neues Leben auf.

Hohe, mächtige Gestalten,

Wackre Degen, stolze Recken

Und der Asen tiefes Walten

    Ziehen durch des Skalden Lied.

Und es kommt mit Nordens Größe

Mit der deutschen Heldensage

Und mit alten, kühnen Taten

    Alte Liederkraft herauf.

Also hast du kühn begonnen

In der Zeiten Stolz und Lüge,

Also hast du schön vollendet,

    Edler Skalde, wackres Herz.

Seit solch Singen mich begeistert,

Zieht mich all der Seele Streben

Deiner starken Welt entgegen,

    Zu des Nordens lichtem Kreis,

Wo der Helden kühnstes Wagen

Auch den kühnsten Skalden weckte,

Daß er zu dem Götterkampfe

    Göttlich in die Saiten schlug.

Drum für diesen neuen Morgen,

Der in meiner Brust erwachte,

Für den Frühling meiner Träume,

    Wackrer Skalde, dank' ich dir;

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Körners Werke"
Herausgeber: Max Hesses Verlag