Johann Wolfgang von Goethe

Schäfers Klagelied (Johann Wolfgang von Goethe)

           

Da droben auf jenem Berge,

Da steh ich tausendmal,

An meinem Stabe gebogen

Und schaue hinab in das Tal.

Dann folg ich der weidenden Herde,

Mein Hündchen bewahret mir sie.

Ich bin heruntergekommen

Und weiß doch selber nicht wie.

Da stehet von schönen Blumen

Die ganze Wiese so voll.

Ich breche sie, ohne zu wissen

Wem ich sie geben soll.

Und Regen, Sturm und Gewitter

Verpaß ich unter dem Baum.

Die Türe dort bleibet verschlossen

Denn alles ist leider ein Traum.

Hinaus in das Land und weiter,

Vielleicht gar über die See.

Vorüber, ihr Schafe, vorüber!

Dem Schäfer ist gar so weh.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gesammelte Werke in sieben Bänden"
Herausgeber: Bertelsmann Lesering