Johann Wolfgang von Goethe

Ein zärtlich jugendlicher Kummer (Johann Wolfgang von Goethe)

Denn sieh, bald gaukelt dir mit Rosenkränzen

In runder Hand, du Sonnengott, das Zwillingspaar

Mit offnem blauen Aug, mit krausem goldnen Haar

In deiner Laufbahn dir entgegen. Und zu Tänzen

Auf neuen Wiesen schickt

Der Jüngling sich und schmückt

Den Hut mit Bändern, und das Mädchen pflückt

Die Veilchen aus dem jungen Gras, und bückend sieht

Sie heimlich nach dem Busen, sieht mit Seelenfreude

Entfalteter und reizender ihn heute,

Als er vorm Jahr am Maienfest geblüht;

Und fühlt und hofft.

                           

  Gott segne mir den Mann

In seinem Garten dort! Wie zeitig fängt er an,

Ein lockres Beet dem Samen zu bereiten!

Kaum riß der März das Schneegewand

Dem Winter von den hagern Seiten,

Der stürmend floh und hinter sich aufs Land

Den Nebelschleier warf, der Fluß und Au

Und Berg in kaltes Grau

Versteckt, da geht er ohne Säumen,

Die Seele voll von Ernteträumen,

Und sät und hofft.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Gesammelte Werke in sieben Bänden"
Herausgeber: Bertelsmann Lesering