Gottlieb Konrad Pfeffel

Der Affe am Hofe (Gottlieb Konrad Pfeffel)

(1765)

     

Ein Affe machte so viel Streiche

So manche feine Schelmerei,

Daß in dem ganzen Königreiche

Sein Ruhm erscholl und selbst der Leu,

Ein Freund der Künste, zween Emiren

Befahl, ihn auf die Burg zu führen.

Der Großherr wollte fast zerplatzen,

Als unser Gaukler vor ihn trat;

Durch tausend Schwänke, tausend Fratzen

Erhielt er gleich den Rang als Rat;

Und bald hernach durch Brief und Siegel

Den Titel: Ritter Eulenspiegel.

Im Anfang trafen seine Possen

Den Schöps, den Esel und das Rind,

Ein Kleeblatt, dem des Spötters Glossen

Von Alters her gewidmet sind.

Allein sie schwiegen, oder machten

Gar Choro mit, wenn andre lachten.

Der Beifall, der ihn warnen sollte,

Des Königs Gunst, berauschten ihn,

Indem er mehr noch glänzen wollte

Vergaß sich unser Harlekin,

Und übte seine Neckereien

Am Tiger, Wolf und andern Beien.

Bei Niedern, die dem Spotte weichen,

Ist er verblümte Tyrannei:

Bei denen, die an Stand sich gleichen,

Ist er ein Quell der Zänkerei:

Bei Großen ist er ein Verbrechen,

Das sie mit ihren Blitzen rächen.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-7846-0134-0
Erschienen im Buch "Biographie eines Pudels"
Herausgeber: Langewiesche-Brandt KG