Gerhardt Paul

Abendlied (Gerhardt Paul)

Nun ruhen alle Wälder,

Vieh, Menschen, Städt' und Felder,

es schläft die ganze Welt.

Ihr aber, meine Sinnen,

auf, auf, ihr sollt beginnen,

was eurem Schöpfer wohlgefällt.

Wo bist du, Sonne, blieben?

Die Nacht hat dich vertrieben,

die Nacht, des Tages Feind.

Fahr' hin, ein andre Sonne,

mein Jesus, meine Wonne,

gar hell in meinem Herzen scheint.

Der Tag ist nun vergangen,

die güldnen Sterne prangen

am blauen Himmelssaal.

Also werd' ich auch stehen,

wenn mich wird heißen gehen

mein Gott aus diesem Jammertal.

Der Leib eilt nun zur Ruhe,

legt ab das Kleid und Schuhe,

das Bild der Sterblichkeit.

Die zieh' ich aus, dagegen

wird Christus mir anlegen

den Rock der Ehr und Herrlichkeit.

Das Haupt, die Füß' und Hände

sind froh, daß nun zum Ende

die Arbeit kommen sei.

Herz, freu dich, du sollst werden

vom Elend dieser Erden

und von der Sünden Arbeit frei.

Nun geht, ihr matten Glieder,

geht hin und legt euch nieder,

der Betten ihr begehrt.

Es kommen Stund' und Zeiten,

da man euch wird bereiten

zur Ruh' ein Bettlein in der Erd.

Mein Augen stehn verdrossen,

im Nu sind sie geschlossen.

Wo bleibt dann Leib und Seel?

Nimm sie zu deinen Gnaden,

sei gut für allen Schaden,

du Aug' und Wächter Israel.

Breit aus die Flügel beide,

o Jesu, meine Freude,

und nimm dein Küchlein ein.

Will Satan mich verschlingen,

so laß die Englein singen:

Dies Kind soll unverletzet sein.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Evangelisches Kirchengesangbuch"
Herausgeber: Evang. Kirche