Georg Heym

Der Affe (Georg Heym)

I

             

Er zittert oben hoch auf dem Kamel

In einem roten Rock auf seinem Brette.

Er klettert schnell herab auf den Befehl

Und schleift am Fuße nach die dünne Kette.

Er hüpft auf einem Bein. Er schlägt behende

Das Tamburin und bläst auf der Schalmei.

Dann geht er ab den Kreis und streckt die Hände

Nach Pfennigen aus, und dankt wie ein Lakai.

In seinem Auge rollt ein Feuer, weiß

Kalt wie ein Frosch, und seine Stirn gerinnt

In viele Runzeln, wie ein Greis

Uralt, und wie ein neugebornes Kind.

II

Er hält der Schläfer und der Wagen Wacht

Und hockt auf einem Stein an der Chaussee.

Tief in ihm klopft das Rätsel, und die Nacht

Des Eingekerkerten, das dunkle Weh.

Es kratzt in ihm nach einer kleinen Pforte,

Er sieht sich um voll Angst und starrt herauf

Zum Kreis der Sterne, die dem dunklen Orte

Schwach leuchten, in der dumpfen Stunden Lauf.

Es staunt das Tier. Da kommt mit gelbem Hut

Der Mond gerannt und stolpert durch den Grund.

Da duckt es sich, und matt verrollt sein Blut

Gebunden wieder in den Adern rund.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Dichtungen"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.