Friedrich Schiller

Die Sehnsucht (Friedrich Schiller)

   

Ach, aus dieses Thales Gründen,

    Die der kalte Nebel drückt,

Könnt' ich doch den Ausgang finden,

    Ach, wie fühlt' ich mich beglückt!

Dort erblick' ich schöne Hügel,

    Ewig jung und ewig grün!

Hätt' ich Schwingen, hätt' ich Flügel,

    Nach den Hügeln zög' ich hin.

Harmonieen hör' ich klingen,

    Töne süßer Himmelsruh,

Und die leichten Winde bringen

    Mir der Düfte Balsam zu.

Goldne Früchte seh' ich glühen,

    Winkend zwischen dunkelm Laub,

Und die Blumen, die dort blühen,

    Werden keines Winters Raub.

Einen Nachen seh' ich schwanken,

    Aber, ach! der Fährmann fehlt.

Frisch hinein und ohne Wanken!

    Seine Segel sind beseelt.

Du muß glauben, du mußt wagen,

    Denn die Götter leihn kein Pfand;

Nur ein Wunder kann dich tragen

    In das schöne Wunderland.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Schillers Sämmtliche Werke, Erster Band"
Herausgeber: J. G. Cotta'sche Buchhandlung