Friedrich Schiller

Des Mädchens Klage (Friedrich Schiller)

    Der Eichenwald brauset, die Wolken ziehn,

Das Mägdlein sitzet an Ufers Grün;

Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,

Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,

Das Auge vom Weinen getrübet.

    »Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,

Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.

Du Heilige, rufe dein Kind zurück,

Ich habe genossen das irdische Glück,

Ich habe gelebt und geliebet!«

    Laß rinnen der Thränen vergeblichen Lauf!

Es wecke die Klage den Todten nicht auf!

Das süßeste Glück für die Trauernde Brust

Nach der schönen Liebe verschwundener Lust

Sind der Liebe Schmerzen und Klagen.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Schillers Sämmtliche Werke, Erster Band"
Herausgeber: J. G. Cotta'sche Buchhandlung