Friedrich Schiller

Das weibliche Ideal (Friedrich Schiller)

           

Überall weichet das Weib dem Manne; nur in dem Höchsten

    Weichet dem weiblichsten Weib immer der männlichste Mann.

Was das Höchste mir sei? Des Sieges ruhige Klarheit,

    Wie sie von deiner Stirn, holde Amanda, mir strahlt.

Schwimmt auch die Wolke des Grams um die heiterglänzende Scheibe,

    Schöner nur malt sich das Bild auf dem vergoldeten Duft.

Dünke der Mann sich frei! Du bist es; denn ewig nothwendig

    Weißt du von keiner Wahl, keiner Nothwendigkeit mehr.

Was du auch gibst, stets gibst du dich ganz; du bist ewig nur Eines,

    Auch dein zartester Laut ist dein harmonisches Selbst.

Hier ist ewige Jugend bei niemals versiegender Fülle,

    Und mit der Blume zugleich brichst du die goldene Frucht.

Verfügbare Informationen:
Erschienen im Buch "Schillers Sämmtliche Werke, Erster Band"
Herausgeber: J. G. Cotta'sche Buchhandlung