Friedrich Hoelderlin

Die Heimat (Friedrich Hoelderlin)

Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom,

Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;

So käm auch ich zur Heimat, hätt ich

Güter so viele, wie Leid, geerntet.

Ihr teuren Ufer, die mich erzogen einst,

Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,

Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich

Komme, die Ruhe noch einmal wieder?

Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,

Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah,

Dort bin ich bald; euch, traute Berge,

Die mich behüteten einst, der Heimat

Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus

Und liebender Geschwister Umarmungen

Begrüß ich bald und ihr umschließt mich,

Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,

Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn,

Die Götter schenken heiliges Leid uns auch,

Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde

Schein ich; zu lieben gemacht, zu leiden.

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-596-20155-1
Erschienen im Buch "Das Deutsche Gedicht"
Herausgeber: Fischer, Taschenbuchverlag