Friedrich Haug

Reimbold an seinen Kritikaster Schwergereimt (Friedrich Haug)

       

Der du so wundergrob bist,

    Wie kein Erschaffner wohl im

Gränzlosen All, gottlob! ist,

    Seyn wird und war von Olim,

Dir unverschämt das Taxamt

    Anmaßest im Geniereich,

Uns, recht zum Schabernack, sammt

    Und sonders: »ich locir' euch!«

Despotisch anbellst, vorlaut

    Von Bardenfama weissagst,

Sottisen unsrem Corps laut

    Von Skribeln und Geschmeiß sagst,

Bekrittelst unser Thun all',

    Den Büttelbakel weit reckst,

Dein Stühlchen ein Tribunal

    Zu namsen keine Scheu trägst,

Aushunzest ohne Quias,

    Kleinheiten mit Bombast rügst,

Und durch Galimathias

    Die Modeleser fast trügst! –

Sprich nur, ob deine Ruhmsucht

    Sich in Berlin und Leipzig

Das Testimonium sucht:

    »Der Teufelskerl erschreibt sich

Ein Momus resurrexit?«

    Possirlich! wenn ein Brutum

Stolz über Klüg're wegsieht,

    Selbst wie ein Kakadu dumm!

Du rennst, besitzt dich Satan,

    Auf Bücher oft wie Blitz los,

Gaffst nur das Titelblatt an,

    Und schiltst die Werke witzlos.

Heut schnatterst du ein fast dicks

    Compendium im Hui weg,

Bist dann Homeromastix,

    Und recensirst es: »Pfui! weg!«

Tobst morgen, wenn du hungerst,

    An Dichtern deinen Groll aus,

Schwingst deinen Geiselschwung erst,

    Und brüllst zuletzt: »ins Tollhaus!«

Du jammerst, (wie ein Derwisch,

    Wenn sein Kollege Wein trinkt)

Daß, viele Lustra her, Wisch

    Um Wisch auf Messen eindringt:

Daß selten mit Genie sich

    Geschmack und Studium paart.

Und nimmst – pro taxa – schließ ich,

    Doch bey so manchem Dummbart

Den Air des Schutzpatrons an,

    Lobst seines Büchleins Inhalt,

Obschon nur Phöbus, Nonsens,

    Und Wortgeklingel drin hallt;

Und stürmst mit Leidenschaft los,

    Sobald ein Feind vom Rockkuß

Kühn deinen Bannstrahl kraftlos,

    Dein Handwerk Hokus Pokus,

Dein Kritikastern unwahr,

    Parteyisch nennt und ausweist,

Daß um den Wirth zu thun war,

    Der Schuldner aus dem Haus weist –

Weil Püffe dir das Glück gab,

    Uns wieder puffen? – Ey dich – –

Fort! Schreibe du Musik ab!

    Was kümmert Poesei dich?

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3-7681-9804-9
Erschienen im Buch "Gesellige Gedichte"
Herausgeber: I. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachf.