Friederike Kempner

Waldvöglein

Waldvöglein

       

Waldvöglein zwitschert im Walde allein:

Werden wir niemals gleichgestellt sein

Jenen, die wir durch Lieder erfreu'n,

Und von all ihren Sorgen zerstreuen

Horch, aus Gebüsch und Blütenflor

Tönet hervor ein lustiger Chor:

Meinest Du etwa das Menschengeschlecht,

Ewig unmenschlich und ungerecht? –

Ach, nicht unsre Lieder bei Tag und Nacht,

Ach, nicht unsre Schönheit und Farbenpracht,

Keinerlei bricht seinen Uebermut,

Lechzend immer nach Fleisch und nach Blut!

Verfügbare Informationen:

ISBN: 3-88221-802-9

Erschienen im Buch "Gedichte"

Herausgeber: Matthes & Seitz Verlag

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