Ferdinand Freiligrath

Ein Ritt (Ferdinand Freiligrath)

Fragment

(Aus "Zwischen den Garben", 1849)

   

Galopp! - die Wüste knirscht: - es ist die salz'ge Kruste,

In die das tote Meer den Sand zu kleiden wußte,

Seit Lot die flackernden Paläste Sodoms floh.

Galopp! - das Hufhaar fegt von den Kameldornbüschen

Den Staub der Wüstenei - den Staub der Wüste zwischen

Jerusalem und Jericho.

Galopp! - die Zäume wehn! - Lançaden und Courbetten!

Galopp! - das Riemwerk blitzt von Kupferamuletten!

Galopp! - die Stange schäumt, vom Stirnhaar überwallt!

Galopp! - der Kaftan fliegt, bunt glühn die Sammetdecken,

Der Säbel klirrt! - Galopp! - die Rappen und die Schecken,

Die Fahnen und der Lanzenwald!

In einen Dattelhain, der an der Wildnis Rande

Rauhrindig sich erhebt aus dem geborstnen Sande;

In Sande wurzelt er, lechzend nach Jordanschlamm.

Er schüttelt sein Gezweig wie Renner ihre Mähnen. -

Zieht an die Zügel! - Halt! - Die Trensen aus den Zähnen,

Die Speere lehnt an einen Stamm!

Verfügbare Informationen:
ISBN: 3 15 004911 3
Erschienen im Buch "Gedichte"
Herausgeber: Philipp Reclam jun.