Ferdinand Freiligrath

Die Trompete von Gravelotte (Ferdinand Freiligrath)

Sie haben Tod und Verderben gespiehn;

Wir haben es nicht gelitten.

Zwei Colonnen Fussvolk, zwei Batterie’n,

Wir haben sie niedergeritten.

Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,

Tief die Lanzen und hoch die Fahnen,

So haben wir sie zusammengesprengt, -

Cürassiere wir und Ulanen.

Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;

Wohl wichen sie unsern Hieben,

Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,

Unser zweiter Mann ist geblieben.

Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,

So lagen sie bleich auf dem Rasen

In der Kraft, in der Jugend dahingerafft, -

Nun, der Trompeter, zum Sammeln geblasen!

Und er nahm die Trompet, und er hauchte hinein;

Da - die muthig mit schmetterndem Grimme

Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein,

Der Trompete versagte die Stimme!

Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmerz,

Entquoll dem metallenen Munde;

Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz -

Um die Todten klagte die Wunde!

Um die Tapfern die Treuen, die Wacht am Rhein,

Um die Brüder, die heut gefallen, -

Um sie alle, es ging uns durch Mark -und Bein,

Erhub sie gebrochenes Lallen.